Auszug aus : Messenger 2/1996, 15ff

Being good in business is the most fascinating kind of art

Mit der vollen Unbekümmertheit der Pop Art gibt Andy Warhol in seinem Zitat "Being good in business is the most fascinating kind of art", das ganze ungetrübte Verhältnis zwischen Kunst und Wirtschaft zum Besten, wie es sich in der Praxis der amerikanischen Kunstförderung durch Unternehmen widerspiegelt.
Am Beispiel der Vereinigten Staaten lässt sich die Historie des Kultursponsoring anschaulicher als in anderen Ländern nachvollziehen; das mag einerseits daran liegen, dass das pragmatische Verhalten der Amerikaner im Wirtschaftsleben alle Tendenzen klarer erscheinen lässt: die Bildung industrieller Konglomerate von beträchtlicher Größe ebenso wie das Engagement im kulturellen Bereich; vor allem aber ist die Entwicklung der Corporate Collections in den USA freier von staatlichen Eingriffen.
Gemeinhin legt man den Ursprung des neuzeitlichen Corporate Collecting in das Jahr 1903. Die Santa Fe Railway legt den Grundstein für eine faszinierende Sammlung von Gemälden mit Szenen aus dem Südwesten der Staaten. Viele dieser Arbeiten wurden im Tausch erworben: Bilder gegen Transportleistung. Viele der erworbenen Gemälde wurden in Anzeigen oder auf den Speisekarten der Eisenbahnlinie reproduziert.
Dies ist eine Attitüde, die unter amerikanischen Firmen sehr verbreitet war - Steinway & Sons reproduzierten in frühen Anzeigen Gemälde und Illustrationen (frei von Werbeaussagen) berühmter Künstler; eine Praxis, die auch in Europa üblich war. Erinnert sei nur an die Künstlerplakate eines Toulouse-Lautrec.
International Business Machines, kurz IBM, war eine der ersten Firmen, wenn nicht die erste, die Werke von Künstlern ankauften, ausschließlich um damit eine Sammlung aufzubauen. In der kurzen Zeitspanne der beiden Jahre 1939 und 1940 legte IBM den Grundstein für mehrere Trends, die bis zum heutigen Tage beispielhaft sind. IBM ließ sich von externen Experten bei der Zusammenstellung der Sammlung beraten. IBM kaufte konsequent, nämlich Werke von je zwei Künstlern aus jedem der amerikanischen Bundesstaaten. IBM erwarb Werke zeitgenössischer Künstler. Und: IBM sponserte Ausstellungen, die Arbeiten der eigenen Sammlung zeigten - zum Beispiel auf der New York World Fair...
Schaut man sich heute auf Weltausstellungen und Messen um, findet man kaum ernstzunehmende Werke der bildenden Kunst. Und das, obschon immer mehr Unternehmen sich konsequent im Kunstsponsoring engagieren, und sich das Messewesen immer mehr in Richtung imageorientierter Auftritte wandelt.
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Vor diesem Hintergrund ist es umso erstaunlicher, dass ein qualifizierter Einsatz von Kunst in der Messestand-Kommunikation so selten anzutreffen ist. Die wenigen Beispiele jedoch, die dokumentiert sind, zeigen bereits im Ansatz die Möglichkeiten, die ein natürlich respektvoller und konsequenter Einsatz von Kunst mit sich bringen kann.
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Kommunikation kunstvoll umgesetzt

Einen zukunftsweisenden Weg in der Kooperation mit Künstler ging die Telekom bei der IFA 95 in Berlin - eine interaktive Laserinstallation "Das plastische Licht" projizierte Tasten und Symbole auf einen Tisch. Durch Berühren dieser Symbole konnte der Besucher eine Telefonnummer wählen und eine Verbindung herstellen.
Die Sound-Installation wurde von dem österreichischen Komponisten Peter Böhm entwickelt; die ebenfalls österreichische Medienkünstlerin Corinne Schweizer erarbeitete die Konzeption.

Das Laser-System, das mit extrem empfindlichen Berührungssensoren arbeitet, wurde von Friedrich Förster und Kurt Walz entwickelt und bei anderen Gelegenheiten in künstlerischen Kooperationen eingesetzt - sei es mit dem Quartett auf der Ars Electronica in Linz oder als interaktives Bühnenbild für das Nederlands Dans Theater in Den Haag.
In einer solchen Installation gelingt es dem Aussteller - hier der Telekom -, das Wesen der elektronischen Kommunikation auf künstlerische Weise umzusetzen und für den Besucher erfahrbar zu machen. Der hohe Anspruch schafft auch hier Identität und schafft eine Imagekomponente voller Kreativität und Innovationskraft, die mit herkömmlichem Design nur schwer zu erreichen wäre.